Refreshing für Infinity Boxen
Refreshing am Beispiel der Renaissance 90 (Second Edition - SE)
Die hier beschriebene Renaissance 90 wurde einer kompletten Refreshingaktion unterzogen. Dieses mal schon mit der zweiten Auflage der neuen Ökoline. Wie bei mir schon üblich, wurde hier zunächst einmal die Weichenschaltung mit meinen Unterlagen verglichen. Dann wurden die beiden Weichenteile entkernt und das Umfeld gereinigt. Die Vormontage der neuen Bauteilegruppen kam als nächstes an die Reihe. Diese Gruppen wurden dann an ihrem neuen Bestimmungsort montiert. Bei dieser Weiche gab es aber schon am Anfang etliche Schwierigkeiten, mit denen ich so nicht gerechnet hatte.
Da war gleich zu Beginn das Problem des Ausbaues der Weiche. Diese ist im Boden der Box montiert und natürlich dem entsprechend stabil und vor allen Dingen sehr gut abgedichtet verbaut. Die Demontage bzw. der Ausbau der Grundplatte war sehr schwierig, aber ich habe es dennoch geschafft. Von dem Problem wusste ich ja schon aus der Vergangenheit. Was mich aber dann erwartete, war so nicht geplant.

Diese 
Boxen hatten aber offenbar im Vorfeld mal einen sehr unsanften Stoß oder Sturz 
erlebt. Dabei sind an einer der Platinen an gleich mehreren Stellen Brüche 
entstanden. Das waren aber nicht einfach nur einfach Risse. Nein, da wurde die 
Platine offenbar so stark belastet, dass sie an der Auflagestelle förmlich 
durchstoßen wurde. Das Ganze aber nicht nur an einer Stelle, sondern gleich 
mehrfach. Somit hatte sie keinen festen Halt mehr und schwebte von da 
an quasi frei im Raum. Also nicht komplett! An drei von vier Montagelöchern 
waren diese durchstoßen!

Diese 
Geschichte konnte ich so natürlich nicht stehen lassen und musste mir erst 
einmal was einfallen lassen, wie ich die Platine denn nun wieder fest bekomme. 
Die Lösung war am Ende ebenso einfach, wie auch stabil. Damit die Platine nicht 
mehr nach unten durch hängen konnte, wurde sie von von unten mit einer etwas 
größeren und dickeren U-Scheibe aus Metall unterfüttert, diese aber zugleich 
auch isoliert. Ohne Isolierung wären Kurzschlüsse unvermeidlich gewesen.

Dann 
gab es da noch eine sehr unangenehme Überraschung. Als ich einen Blick unter die 
Platine geworfen habe, traute ich meinen Augen nicht. Da war offenbar 
werksseitig die für diese Modelle üblich simple Drahtverlängerung für die 
Trafokernspulen angelegt worden. Das wäre soweit nichts besonderes, wenn da 
nicht diese Kleinigkeit von absolut blanken Lötverbindungen wäre. Da haben sich 
doch tatsächlich zwei dieser Lötverbindungen gekreuzt und lagen bis auf ganz 
wenige Millimeter dicht nebeneinander. Eine ungünstige Erschütterung hätte hier 
zu einem fatalen Kurzschluss führen können, da beide Drähte von der selben Spule 
kommen.
Das 
geht ja wohl überhaupt nicht. Da dies so bei zwei von drei Trafokernspulen nicht 
isoliert war, konnte ich das bei auch bei allen Verbindungen und in beiden Boxen 
so auf keinen Fall belassen. Da ich im Rahmen der Umbauten diese Verbindungen 
ohnehin vorübergehend trennen musste, habe ich diese beim Zusammenbau auch 
gleich noch ordentlich und betriebssicher mit Schrumpfschlauch isoliert, damit 
ein Kurzschluss erst gar nicht mehr möglich wurde. Für mich ist es schlicht 
unverständlich, warum das nicht schon ab Werk so gemacht wurde. Naja, dem ist 
wohl nichts mehr hinzu zu fügen.

Im 
Bild links ist eine der passiven Weichen für den Mittel- und Hochtonbereich vor der Bearbeitung im ausgebauten 
Zustand, aber mit der Grundplatte zu sehen. Die Platine ist über lange 
Abstandsbolzen auf der unteren Grundplatte montiert. Zwischen Platine und 
Grundplatte sind gleichzeitig über die Distanzbolzen auch einige Trafokernspulen 
montiert. Das ist eine heikle Angelegenheit, da die Anschlussdrähte der Spulen 
teilweise zu kurz sind und so nachträglich schon ab Werk mit einem kurzen Stück Lackdraht 
verlängert wurden (siehe auch die Beschreibung dazu einen Absatz weiter oben). Im rechten Bild ist die Weiche in der direkten Draufsicht zu 
sehen. Dabei wird auch ganz schnell klar, dass der angebotene Montageplatz sehr begrenzt ist.

Im 
linken Bild ist die Mittelhochton Platine vorher von der Unterseite zu sehen. 
Das sieht eigentlich recht aufgeräumt und übersichtlich aus. Auf dem Bild rechts ist die separate und sehr komplexe Bassweiche vor der 
Bearbeitung zu sehen. Diese besteht aus einer ziemlich aufwendigen Schaltung mit 
entsprechend vielen Bauteilen. Der Grund für die auffallend komplexe Weiche ist 
bei der Renaissance 90 der eingesetzte Dual-Coil-Watkinsbass. Die beiden 
unterschiedlichen Spulen des Watkins bekommen auch getrennte und 
unterschiedliche Weichen zu gewiesen. Das Zusammenspiel der Weiche mit den 
beiden Spulen des Watkins hat dafür aber auch seine deutlich hörbare Wirkung. 
Aber dazu später mehr. 

Zunächst 
wurden die Weichenteile für Mittelhochton und Bass weitestgehend entkernt um Platz 
für die neuen Bauteile zu bekommen und zugleich einen kompletten Überblick für 
die neue Situation zu erhalten. Wegen der sehr beengten Platzverhältnisse musste 
ich hier sehr sorgfältig planen und konnte mir keine Planungsfehler leisten. 
Weil ich das Platzproblem in der Renaissance 90 auf der Platine schon vom 
Vorgänger kannte, habe ich mir dieses mal etwas neues und weit stabileres 
einfallen lassen, wie ich die zweigeteilte Weiche allein für den MH Bereich 
montieren werde.

Die 
zusätzliche Ebene zur Aufnahme der etwas größeren Bauteile wurde nicht, wie 
früher auf einer Kunststoffplatte geschaffen, sondern dieses mal auf einer 
robusten und sehr stabilen Aluplatte. Diese habe ich dann auch auch nicht, wie 
früher "selbsttragend gestaltet, sondern auf robusten Alurohren montiert. Das 
hat in zweierlei Hinsicht Vorteile. 1. kann die Aluplatte selbst bei sehr 
starken mechanischen Beanspruchungen und Erschütterungen keine Risse bekommen 
(das hat es bisher aber auch nicht gegeben) 
und 2. ist sie auch viel tragfähiger für die "gewichtigen" Bauteile darauf. Wer mich kennt, weiß auch, dass ich für 
beinahe alle Probleme eine Lösung finde. So auch in diesem Fall.

Hier ist die 
wieder aufgebaute Weiche 
(Bild links) mit dem ersten Teil auf der Bestückungsseite, also bei der 
Fertigmontage oben nach der Refreshingaktion zu sehen. Auf dem rechten Bild ist 
die Unter- oder Kupferseite der selben Platine mit ihrer neuen Bestückung zu 
sehen. Dem aufmerksamen Beobachter dürfte schon hier aufgefallen sein, dass 
einige Bauteile, wie z.B. I-Kernspulen und Widerstände die Platinenseite 
gewechselt haben. Die neuen Platzverhältnisse haben hier keine andere 
Möglichkeit offen gelassen. Dafür sitzen die besagten Spulen nun aber auch 
deutlich fester und sicherer, als in der Originalposition.
Die Weiche der Renaissance 90 wurde überarbeitet und alle betroffenen Bauteile ausgetauscht bzw. erneuert. Dabei wurde auch die innere Verkabelung teilweise erneuert / verbessert. Zum Einsatz sind nur hochwertige und auf den bestmöglichen Klang ausgerichtete Bauelemente gekommen, aber das ist bei mir ja schon normal und bedarf eigentlich keiner Worte mehr. Das Ganze ist aber noch im finanziell zivilen Rahmen geblieben.

Da 
hier im Bereich der Mittel-Hochton Weiche tatsächlich nicht alle Teile auf die 
ursprüngliche Platine passten, brauchte ich eine zusätzliche Montagefläche um 
auch wirklich alle Teile sicher montieren zu können. Dazu musste eine 
Entscheidung getroffen werden, welche Teile denn nun auf der zusätzlichen Ebene 
untergebracht werden sollen. So wurden die Teile, die nicht für so kritische 
Klangbereiche zuständig sind, auf die zweite, zusätzliche Montageebene verlagert. Diese Teile 
mussten dafür aber mit guten Kabeln als Verlängerung angeschlossen werden. Wie 
das dann aussieht, ist ja auf den Bildern links und rechts zu sehen. Es war knapp mit dem Platz, aber es 
ging noch.

Für 
die Bassweiche mussten da ebenfalls reichlich Klimmzüge veranstaltet werden. 
Dies schon deshalb, weil hier naturgemäß die größten Ströme fließen. Das sollte aber 
selbstverständlich im 
Sinne der neuen Ökoline möglichst ohne Verluste geschehen. So wurden 
Bauteilekombinationen errechnet und zusammen gestellt, die zum Einen die ursprünglich rechnerischen 
Werte exakt einhalten, dabei aber zum Anderen gleichzeitig keine Verluste im 
Stromzweig mit bringen dürfen. 

Bei 
diesen Boxen gab es auch noch eine zusätzliche Aufgabe. Die rückwärtigen 
Schaumstoffplatten hatten sich im Laufe der Jahre mehr oder weniger aufgelöst, 
bzw. sie zerfielen schon zu vielen kleinen Bröseln. Das ist bei diesen 
Schaumteilen vergleichbar mit dem inzwischen allseits bekannten Sickenproblem. 
Also mussten hierfür auch zwei Ersatz Schaumplatten beschafft werden, was aber 
im Grunde kein Problem und auch gar nicht so teuer ist, wenn man weiß, wohin man damit muss. 
Rechts ist eine der neuen Schaumplatten nach der Montage an der Rückwand zu 
sehen. 
An den Polklemmen war nichts mehr zu verbessern, weil diese 
bereits ab Werk (erstaunlicherweise) recht gut ausgestattet sind. Auch die 
innere Verkabelung war bereits überwiegend gut, so dass auch hier nichts mehr 
groß gemacht werden musste. Nur bei den Verbindungen, in denen größere Ströme 
fließen (also Bass), wurden die Verbindungen statt über die Platine direkt 
angeschlossen. Das reduziert wiederum die Verluste (Ökoline). Diese 
Vorgehensweise habe ich mir inzwischen zur normalen Angewohnheit gemacht, weil 
es auch an jeder Box sinnvoll ist. 
Nach der Refreshingkur war es natürlich auch bei der Renaissance 90 SE spannend zu hören, was da nun rauskommt. Mich interessierte dabei besonders, was ich in der zweiten Auflage noch an Verbesserungen heraus holen konnte. Das Ergebnis war schlicht weg überwältigend. Noch besser, als die bisherige Version mit noch mehr Details. Selbst für mich war das noch erstaunlich, obwohl ich inzwischen ja doch schon einiges gewohnt bin.
Die Hochtöner 
/ High Energy EMit's spielten, wie nicht anders zu erwarten, in einer komplett 
anderen Liga. Kristallklar, ungeheuer schnell, sehr luftig, kein bisschen spitz 
oder aufdringlich und mit einem sehr angenehmen Glanz absolut sauber und herrlich frei. 
Es ist, als hätte jemand ein Handtuch von den Hochtönern entfernt und nun können 
sie endlich das spielen, was sie schon immer wirklich beherrschen. 
Die Emits spielten nun ganz
erheblich präziser, lebendiger und mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit. Die hohen Frequenzen hatten 
dermaßen an Impulsschnelligkeit gewonnen, dass es eine wahre Freude war, ihnen zu 
zu hören. Diese neu gewonnene Wiedergabe ist ganz einfach 
noch überwältigender, als ich es bisher schon kannte. 
Die Mitteltöner / High Energy EMIM spielten 
nach der Bearbeitung sehr viel freier, räumlicher und jetzt in der zweiten 
Auflage noch deutlich präziser, aber 
nicht aufdringlich. 
Die Emim's hatten deutlich an
Raumtiefe und Brillianz gewonnen. Dies gilt ganz besonders für die sehr wichtige Stimmlage. 
Der Detailreichtum ist nach der Bearbeitung enorm geworden. Bei der ersten 
Auflage glaubte ich, dass da nichts mehr zu holen ist. Irrtum! Es geht noch 
mehr..... wenn man sich nur genügend anstrengt. Aber auch Percussion Instrumente oder akustische Gitarren spielten nun mit 
einem richtig dimensionierten Körper. Bongos z.B. bekamen nun eine 
wohl definierten Körper und bei Testhören glaubte man, dass Nippy Noya höchst 
persönlich vor einem sitzen und die kleinen Trommelfelle bearbeiten würde. Man 
war schon fast geneigt, ihm die Hand zur Begrüßung zu reichen.
Der Tiefmittelton spielt jetzt noch 
kraftvoller, aber ohne dabei zu übertreiben oder gar aufgedunsen zu wirken. Gitarren und da ganz besonders 
akustische Gitarren oder auch Stimmen haben 
jetzt noch deutlich mehr Körper, als in der ersten Auflage - wirklich zum Greifen nahe. 
Die von Nippy Noya gespielten Bongos bekommen bei seinen teilweise harten 
und irrsinnig schnellen Anschlägen auch den entsprechend knackig harten Anschlagton, 
ohne dabei das Tonsignal in irgendeiner Weise zu "verschleifen". Es ist schon 
brutal, was bei den Solos von Nippy so von einem Lautsprecher verlangt wird. 
Diese Ren 90 schaffen das mit spielerischer Bravour! Der wunderbar fließende 
Übergang zum Tiefton ist dabei auch schon sehr beeindruckend. 
Die Bässe waren ja schon immer kraftvoll, schnell und wuchtig. 
Jetzt aber spielten sie unglaublichsauber und staubtrocken, mit einem mächtigen Punch und knackig. Die 
kontrollierte Bassgewalt hat nun erheblich an Präzision und zusätzlich an Tiefgang 
gewonnen. Was man da zu hören oder auch zu fühlen bekommt, lässt Einen bei 
geschlossenen Augen schnell vergessen, dass man hier ja einen "nur" 25 cm Bass 
hat, der aber den Eindruck vermittelt, als wäre da doch ein größeres Chassis im 
Einsatz. Dabei gibt es allerdings kein "Wummern" oder ähnliches Ungemach, was an 
die großen Kappas erinnern würde. Es geht ordentlich tief runter und dabei mit 
einer unerwarteten Urgewalt zur Sache, dass man wirklich alles um sich herum 
vergessen könnte. Nun kommen auch etwas weniger potente Endstufen damit zurecht. 
Impedanzkritisch waren die Bässe ja sowieso nicht.
Fazit: Die zweite Auflage der Renaissance 90 ist wirklich sehr GUT, nein besser noch: echt KLASSE, einfach super. Dieser Wurf ist mir voll gelungen und die wochenlange Arbeit hat sich am Ende auf jeden Fall gelohnt. Es ist eine absolute Empfehlung. Es ist zwar immer noch viel Arbeit, aber da ich jetzt den Prozess kenne, kann ich den für die Zukunft immer wieder replizieren. Ich kann am Schluss nur noch sagen: Hören und danach staunen. So hat ganz sicher noch nie jemand die Ren 90 gehört und genossen.
Das gesamte Zusammenspiel der neuen Weichenbauteile und der teilweise neuen Verkabelung hatte den bereits erwarteten klanglichen Qualitätsgewinn doch deutlich übertroffen. Ich hatte ja schon einen gewissen Klanggewinn erwartet, aber soviel dann doch nicht. Das hat mich natürlich um so mehr erfreut und mir den Kick gegeben, genau in dieser Richtung weiter zu machen.
Ich werde den breit grinsenden Gesichtsausdruck des Besitzers nicht vergessen, als wir die Boxen bei der Abholung eingepackt haben. Ich habe auch später noch einmal Kontakt mit ihm gehabt und er kam auch da immer noch nicht aus dem Schwärmen heraus. Wenn das keine positive Bestätigung meiner Arbeit ist, dann weiß ich auch nicht mehr.