Tuning und Reparatur einer ElectroVoice Interface:α

Hier wird das Tuning bzw. die Reparatur einer ElectroVoice Interface:α

Die hier beschriebenen Lautsprecher sind die schon in die Jahre gekommenen ElectroVoice interface:α. Es sind geschlossene Boxen mit einem Passiv-Radiator und zwei Wegen. Es sind sehr robuste und stabile Materialien verwendet worden. Der eine Bass erzeugt entgegen den Erwartungen einen erstaunlich guten Klang. Aber dazu später mehr.

Angefangen hat diese Aktion eigentlich "nur" mit der Reparatur der Sicken. Diese können bei allen Marken und Modellen mit den Jahren zerfallen. So auch bei den hier beschriebenen ElectroVoice interface:α. Der Anblick der defekten Sicken war schon ein Bild des Jammers. Das Szenario ist in den Bildern links und rechts zu sehen. Der Sickentausch war im Grunde auch keine besondere Angelegenheit. An dieser Stelle möchte ich mich auch mal für die hervorragenden Arbeiten meines früheren Sickenspezialisten bedanken. Dessen Arbeiten waren bis dahin von ausgezeichneter Qualität bei sehr günstigen Preisen.

Hier waren aber nicht nur die Sicken ein Opfer der Zeit, sondern auch die Schaumstoffabdeckungen an der Hochtonkalotte, was hier auch an den Bildern zu sehen ist. So wurde dann hier auch der Entschluss gefasst, einen großen Rundumschlag zu machen und eben alles notwendige zu machen, damit dies wunderbaren Boxen wieder ihrer ursprüngliche Aufgabe zu geführt werden konnten. Mit der Reparatur sollte es aber noch alles sein, wie sich später herausstellen sollte.

Als die reparierten Bässe wieder eingebaut waren und wir eine erste kontrollierende Hörprobe gemacht haben, hat sich gezeigt, dass in diesen alten Boxen ein ausgezeichnetes Potential von den Chassis vorhanden war. Das aber hat dann zu den Überlegungen geführt, ob da nicht noch mehr geht. Und so hat sich aus den Überlegungen ein Beratungsgespräch entwickelt, was am Ende in einem Tuningauftrag mündete. Es wäre eine Schande, wenn man aus solch fähigen Boxen nicht das allerletzte heraus kitzeln könnte. Und so habe ich mir Gedanken zur Umsetzung der Angelegenheit gemacht und die Möglichkeiten abgeklopft.

Dazu habe ich natürlich erstmal die gesamte Umgebung (die Technik) ermittelt und dann aus den mir vorliegenden Weichen eine Schaltung erstellt und mit deren Hilfe dann wiederum eine Kalkulation der Neugestaltung gemacht. So konnte ich mit den Vorgaben eine optimale Zusammenstellung der Zutaten erreichen. Die Wahl der Bauteile sollte etwas besonderes und extrem hochwertiges sein, aber die Chassis mussten da auch mithalten.

Den "Bass"-Bereich bis ca. 1500 Hz haben zwei konventionelle Bässe, aber mit extrem starkem und großem Magnet bedient. Den Bereich ab 1500 Hz hat ein Kalottenhochtöner bedient. Damit ist dies also eine 2-Wegebox.

Die Mittel-Hochtöner haben in dieser Box eine besonders schwierige Aufgabe. Zum Einen sollen sie Signale im oberen Stimmbereich sauber darstellen. Zum Anderen sollen sie aber gleichzeitig auch extrem hohe Frequenzen ohne jede Verzögerung ausgeben und dabei auch noch sauber und unverzerrt klingen. Sie müssen brilliant und unverfärbt das Musiksignal reproduzieren. Das ist eine gewaltige Aufgabe. Daher ist es hier ganz besonders wichtig, dass die vor geschaltete Frequenzweiche das Signal so gut wie möglich vorbereitet. Jedoch ist auch der Mittel-Hochtöner von seinem eigenen Aufbau einigen wichtigen Anteil am guten Klang. Im Original waren deshalb die Hochtöner mit einer Schhaumabdeckung zur gezielten Bedämpfung von Resonanzen bestückt. Dieser Schaum hat allerdings die gleichen unangenehmen Eigenschaften, wie der allseits bekannte Sickenzerfall. Da es diesen Schaum nicht gibt, weil die Boxen schon ein betagtes Alter vorweisen, habe ich die Bedämpfung mit einer dickflorigen Filzauflage belegt.

 Chassis sind nun in ein extrem stabiles und schwingungsarmes Gehäuse eingebaut. Das Gehäuse selbst ist sehr stabil und robust aufgebaut. Das Gehäuse selbst ist außen schwarz lackiert. Die Verarbeitung insgesamt ist sehr ordentlich und sauber ausgeführt. Das lässt eigentlich einiges erwarten.

Auf der Front sind noch zwei dezente und unauffällige Schalldurchlässige Stoffabdeckungen vorgesehen, welche die kompletten Chassis abdeckt. Die Schalldurchlässigkeit ist ausgezeichnet und bietet auch mit angebrachter Abdeckung ausreichend Freiheit für die Schallverbreitung.

Da sich die Bauteile der ursprünglichen Weiche sehr spartanisch darstellen, hat sich hier das Potential zur Verbesserung angeboten. Was aber schon beim Blick auf die originalen Weichen links und rechts zeigt, ist eine für zwei Wege doch recht umfangreiche Bestückung. Dahinter steckt eine ausgeklügelte Filtertechnik für die Impedanzkorrektur und die Linearität des Frequenzgangs. Dieser Aufwand hat durchaus einen Sinn bei diesem Konzept.

Ich habe an dieser Stelle aber tatsächlich die verschiedenen Frequenzbereiche mit den passenden Bauteilen bedient, so dass hier auch eine optimale Übertragung der Musiksignale ermöglich wird. Selbstverständlich werden hierbei auch die Verluste in der Weiche deutlich reduziert. Das ist übrigens auch extrem wichtig im Rahmen meiner Bemühungen, mit meinen Arbeiten auch einen positiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Denn ab sofort folgen alle meine Arbeiten einer von mir selbst gesetzten Ökoline.

Das auf den Weichen nicht einfach nur die alten Bauteile gegen neue ausgetauscht werden, kann jeder schon alleine an den Bildern deutlich erkennen. Die für den jeweiligen Einsatz optimierten Bauteile werden auch zu sinnvollen, dem Zweck dienenden "Paketen" gruppiert. Natürlich machen solche "Pakte" nur da Sinn, wo sie auch tatsächlich etwas zur Verbesserung beitragen können. Das gilt immer nur da, wo auch das komplette Musiksignal durch ein Bauteil hindurch müssen. An diesen Stellen habe ich auch meine Intensionen angesetzt um das angestrebte Ziel zu erreichen. Wie das dann aussieht ist ja auf den Bildern der Weiche mehr als deutlich zu sehen, auch wenn nicht jedem diese aussagekräftig erscheinen.

Nur so kann zum Einen meine Ökoline eingehalten werden und zum Anderen auch ein drastisch gesteigerter Klanggewinn erzielt werden. Wenn man diesen "Gewinn" in Zahlen ausdrücken kann, dann ginge das wohl noch am besten mit Gewinn in Prozenten. So hat sich zwischenzeitlich herausgebildet, das ein durchschnittlicher Gewinn von ca. 80 % durch meine Arbeiten zu verzeichnen ist. Das ist mit keiner noch so teuren Elektronik der Welt zu erzielen, wenn nicht gerade der Vergleich zwischen einem MP3-Player und einer Luxus-Edel-High-End-Kette angestrebt wird.

Bei den Arbeiten musste ich die Weiche so geschickt anordnen, dass zum Einen alles seinen Platz findet, aber zum Anderen auch der begrenzte Platz in der Box maximal ausgenutzt wurde, ohne dabei klangliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Selbstverständlich wurde auch die gesamte Verkabelung erneuert bzw. gegen hochwertige ausgetauscht.

Auch bei den Anschlussklemmen konnte durch den Austausch gegen sehr hochwertige Polklemmen in vergoldeter Ausführung ein Teilgewinn verzeichnet werden, weil damit die oben angesprochenen Verluste wiederum verringert werden konnten. Die originalen Poklemmen waren zwar recht wuchtig ausgeführt, jedoch wurden sie aus billigem und vernickeltem Material herstellt, was deren Wert nicht gerade hoch erscheinen lässt.

Und wie das nun im Detail aussieht, ist auf den vergleichenden Bildern links (vorher) und rechts (nachher) deutlich zu sehen. Die neune Klemmen sind nun auch gegen unbeabsichtigte Kurzschlüssen durch eine voll umfassende Isolierung geschützt. Selbstverständlich können hier sowohl lose Kabel bis 10 mm² als auch Bananenstecker und Kabelpins oder Gabelschuhe zur Verbindung mit dem Verstärker eingesetzt werden.

Das Ergebnis war für mich eigentlich schon erwartet worden, aber dass es tatsächlich so gut klingen konnte, war für mich schon ein gewisses Erfolgserlebnis. So spielten besonders die Bässe ganz präzise, extrem tief, trocken und druckvoll. Die Kalotten hatten eine sehr gute Raumtiefe ermöglicht. Man sollte es kaum für möglich halten, was da aus den im Verhältnis zu den von mir gewohnten Modellen, kleinen Boxen an Musikalität heraus kam. Das sind wirkliche Spaßmacher Boxen, die es faustdick hintern den Chassis haben. Es sind nun Lautsprecher mit relativ kleiner Stellfläche und damit geringem Platzverbrauch bei gleichzeitig "großer Erscheinung". Das gesamte Zusammenspiel der neuen Weichenbauteile und der Verkabelung zusammen mit den Chassis stellte eine hervorragende Symbiose dar.

Der damalige Neupreis lag bei ca. 5000,- DM / 2500,- Euro und nach meiner Bearbeitung kann man festhalten, dass sie mit den neunen Sicken und der komplett umgebauten Weiche durchaus wieder einen sehr hohen Marktwert bekommen hat.

Techn. Daten laut E-Voice Prospekt:

Frequenzgang: 29 - 20.000 Hz +/- 2,5 db
38 - 18.000 Hz in 1m axial gemessen

Abstrahlwinkel: 125 grad +/- 30 grad bei 500 - 8.000 Hz

empf. Verstärkerleistung: 3,6 W min. 250 W max.

Schalldruck: 92 dB bei 1m und 1 W Input
90 db im Durchschnitt und 100 dB spitzenwert
bei 3,6 W Input

Breitbandbelastbarkeit (über 35Hz): 25 W Langzeit-Mittelwert
250 W Spitzenwert(10 ms)

Übergangsfrequenzen: 49 Hz (akustisch) 1500 Hz (elektrisch)

Übertragersysteme: Bass (passiv) 305 mm
Mittel- Tieftonstrahler 203 mm
"Super-Dome" Hochtöner 38 mm mit
akustischer Linse
Impedance: 8 Ohm (nominal) 5 Ohm (min.)

Abmessung: 62,5 cm * 39 cm * 21 cm (B*H*T)

Gewicht: 14 Kg