Refreshing für Infinity Boxen

Refreshing und Restauration am Beispiel der RS3B

Hier erzähle ich die Geschichte einer zum Sterben durch den Sperrmüll verurteilten RS3B. Durch einen Zufall habe ich davon etwas mit bekommen und mir gesagt: die wird wieder zum Leben erweckt und einer sinnvollen Verwendung zugeführt. Der Zustand bei der Abholung war schon einigermaßen jämmerlich. Aber nichts ist so schlimm, als dass man das nicht mehr hinbekommen könnte.

Schlimm bei der Sache war nur, dass der Vorbesitzer die Boxen auf den Sperrmüll geschleppt hat, wie früher die die Neandertaler ihre Frauen an den Haaren hinter sich her gezogen haben. Dementsprechend sahen auch auch die Kanten vorne und hinten aus. Die Rippenleisten aus Holz waren teilweise schon abgelöst, aber Gott sei Dank noch komplett erhalten. Es gab viele Katschen, Risse und Dellen am Gehäuse, aber es konnte auch alles wieder hergerichtet werden.

So habe ich zuerst mal alle Chassis und die Weichen auf Funktion geprüft und konnte mit Glück sagen, dass sie bis auf ein paar Dellen noch voll funktionsfähig waren. Glück gehabt. Dann habe ich mich an die zeitaufwendigen Holzarbeiten gemacht. Als erstes habe ich versucht, die oben abgeschliffenen Ecken vorne und hinten wieder neu zu gestalten. Dazu habe ich zunächst mal die gesamten Dellen in den Rippenleisten soweit abgeschliffen, dass die Flächen wieder eine Ebene wurden. Das dabei angesammelte Schleifmehl wollte ich dann zum Auffüllen der unwiederbringlich verloren gegangenen Kanten vorne und hinten oben einsetzen. Das hat sich aber leider als nicht geeignet erwiesen, da die Färbung der Paste viel zu dunkel geraten ist. So habe ich mich dann entschlossen, die betroffenen Kanten an den Vorder- und Rückflächen anzuschleifen und dann kurzerhand neu zu lackieren. Dies war schon deshalb erforderlich, weil die Boxen ohnehin in einem desolaten Zustand waren.

Und hier habe ich nun in einer Vorher - Nachher Vergleichstabelle die entsprechenden Bereiche bildlich dokumentiert. Oben sind unschwer zu erkennen die Vorher Bilder und direkt darunter die gleichen Bereiche nach der Bearbeitung.

Auch die Zwischenschritte habe ich etwas dokumentiert. Hier sind die Fronten wegen das Schleifstaubes und der späteren Befilzung schon mal nach innen hin abgedeckt. Der inzwischen zerbröselte Schaum auf der Front kam natürlich komplett runter.

Noch während der Restaurierungsarbeiten bekam ich einen Anruf von einem Freund, der gerade im Begriff war, sich eine neue und hochwertigere Anlage aufzubauen. Dabei hat sich sehr schnell ergeben, dass er an genau diesen Boxen durchaus interessiert wäre, wenn sie denn wieder laufen und gut aussehen würden. Er hat sich dann zu mir begeben, da ich zu der Zeit noch eine andere RS3B von einem Auftrag hier stehen hatte, die er sich dann schon mal zum Geschmack holen vorher anhören konnte. So hat er schon mal ein Gefühl dafür bekommen, was ihn erwarten würde.

Nach dieser Kostprobe waren die "Halbwracks" so gut wie verkauft und im selben Durchgang wurde noch gleich ein Oberstufenrefreshing mit integriert. Ebenfalls sollte die Front Befilzt werden und die Holzfarbe sollte in eine Mahagonitönung gebracht werden, damit die für ihn neuen Boxen auch zu seinen Möbeln passen würde. Damit hatte ich auch gleich noch eine neue Herausforderung bekommen, die ich aber gerne angenommen habe.

So habe ich also die Boxen komplett abgeschliffen, die Rückseite komplett schwarz lackiert und die Front befilzt. Die Seitenteile wurden dann in Mahagoni lasiert, was den Boxen ein sehr edles Erscheinungsbild beschert hat. Das hat sogar mir sehr gut gefallen, nachdem sie dann endlich fertig waren. Das Refreshing war dann für mich nur noch eine "Formsache".

Und hier nun noch ein paar Bilder nach der Fertigstellung. Die rötliche Färbung durch die Mahagoni Lasur gibt den RS3B ein sehr edles Erscheinungsbild und ich habe die Boxen dann auch später in ihrer neuen Umgebung live erleben dürfen. Zusammen mit einem Accuphase E-305 spielte sie sehr angenehm auf und schmeichelt einem mit zarten Tönen genauso, wie sie mir bei Bedarf und der richtigen Quelle (wir hatten Brian Bromberg - Voices gehört) brachial das Zwerchfell maltretierte. Es war ein absoluter Hochgenuss.

Im Bild links ist die Weiche einer RS3B vor der Bearbeitung zu sehen. Rechts ist die Weiche nach der Austauschaktion zu sehen. Hier wurde aus dem leichten Chaos auch gleich noch eine gewisse Ordnung in die Bauteileanordnung gebracht. So wurde die passive Weiche, ähnlich wie bei der RS-1 überarbeitet und alle betroffenen Bauteile ausgetauscht bzw. erneuert. Dabei wurde auch gleich noch die Verkabelung erneuert / verbessert. Zum Einsatz sind nur hochwertige und auf den bestmöglichen Klang ausgerichtete Bauelemente gekommen.

Das Ganze ist aber noch in finanziell zivilen Rahmen geblieben, wenn man dabei den Gesamtwert der RS3B betrachtet. Selbstverständlich sind die Regelmöglichkeiten auch hier, genau wie bei der RS1 weiterhin erhalten geblieben. Obwohl in der Weiche der RS3B nur recht wenige Bauteile untergebracht sind und diese nun der Refreshingmaßnahme unterzogen wurden, kann man nach getaner Arbeit von einem eher unerwartet großen Erfolg sprechen. Was nun bei den Weichen neu ist, sind die komplett gestrichenen Regler, die eh kaum eine Änderung gebracht haben, so dass ich sie durch feste Widerstände ersetzt habe. Die frei gewordenen Reglerlöcher sind mit Blindstopfen verschlossen und abgedichtet worden. Diese Aktion sorgt für einen weiteren Klanggewinn, weil die klangverschlechternden Potis nun eliminiert wurden.

Das Anschlussfeld im linken Bild zeigt die Original Anschlussklemmen einer vergleichbaren RS3B, die nur einen Anschluss von losen Kabeln mit kleinem Querschnitt erlaubt hatten. Die Anschlussklemmen waren bereits deutlich ausgeleiert, was öfter mal zu schlechten Kontakten führte. Diese sind nun gegen stabile und vergoldete Vollmetallpolklemmen (im Bild rechts gut zu sehen) getauscht worden. Diese können nun bis zu 10mm² Kabel aufnehmen und das schöne ist jetzt, dass nun nicht mehr nur lose Kabel sondern jetzt auch und Bananenstecker erlaubt sind.

Nach der Gesamtkur war es natürlich auch bei dieser RS3B spannend zu hören, was da nun rauskommt. Das Ergebnis war für mich wie nicht mehr anders zu erwarten klasse. So kamen auch hier besonders die Emits sehr präzise und abgelöst zum Vortrag. Der Mittelton hat sich nun ebenfalls mit seiner angenehmen Präsenz dargestellt und eine gute Raumtiefe angeboten. Das gesamte Zusammenspiel der neuen Weichenbauteile und der komplett neuen Verkabelung brachte natürlich einen sehr großen Qualitätsgewinn. Angenehm ist nun auch die deutlich gesteigerte Luftigkeit in den Höhen. Das liegt auch auch an den zusätzlich integrierten Impulsübertragern, die im Original nicht vorhanden waren. Selbstverständlich ist auch bei diesen Boxen die kleine Stufe des BCS zum Einsatz gekommen, was den Boxen einen ordentlichen Kick gegeben hat.

Wie man hier sieht bzw. hören kann, lohnt sich auch bei älteren Modellen durchaus eine Refreshingmaßnahme, zumal sie bei diesem Modell auch gar nicht so teuer ist.