Refreshing für Infinity Boxen

Refreshing am Beispiel der aktiven Frequenzweiche / Servo einer RS-1b

Im Verlauf der Refreshingaktion einer RS-1B sollte auch mal ein Blick in das Innenleben des Servos bzw. der aktiven Weiche geworfen werden. Wenn da auch noch Verbesserungsfähige Elemente vorhanden sind, ist es auch hier sinnvoll, bei Bedarf nach zu helfen. Also Deckel auf und ran an den Speck.

Beim Anblick der aufgeschraubten aktiven Frequenzweiche bot sich mir aber erst mal ein Bild von einem scheinbar kontrolliertem Chaos in der serienmäßigen aktiven Weiche. Hier waren es die kleinen, aber doch wichtigen Details beim Einsatz der Bauelemente, die Anlass zu einer generalstabsmäßigen Verfeinerungsaktion gegeben haben.

So wurden z. B. bei der Stromerfassung für die Servokontrolle der Basslautsprecherkabel zwei ganz billige parallel geschaltete 0,2 Ohm/5Watt Widerstände (0,25 Euro) in den Signalweg der Bassstrecke eingeschleift. Bei Boxen mit einem Leistungspotential von bis zu 1000 Watt oder mehr und einem dem entsprechenden Strom und damit einhergehenden Wärmentwicklung an diesen Widerständen kann man doch keine mickrigen 5 Watt Widerstände einsetzen! 

Was haben sich die Entwickler bei Infinity dabei gedacht? Das wird schon keiner merken oder was? Zugegeben, bei weitem nicht jeder würde das bemerken, ABER ICH! Das dies kein leeres Gerede ist, kann ich nun auch mit Bildern nachweisen. Glücklicherweise (oder sollte man besser Unglücklicherweise sagen?) hat es sich so ergeben, dass ich einen Servo der RS1B in die Hände bekommen habe, bei der genau dieser Sensor / Widerstand derart heiß geworden ist, dass sich sogar die Platine braun verfärbt hat, auf der sich der Widerstand befindet. Hier kann man es ohne Probleme direkt und unverfälscht in den Bildern links und rechts sehen, was eine dauerhaft zu große Leistung und damit auch die hohe Temperatur bewirken kann.

Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hat man noch einen drauf gesetzt! Da die aktive Infinityweiche / Servo den einen Teil einer Stromgegenkopplung und die Endstufen den anderen Teil der Stromgegenkopplung darstellen, müssen (wegen der Servokontrolle - siehe die oben beschriebenen Widerstände) die Lautsprecherausgänge der Bassverstärker zunächst zur Weiche geführt werden. Erst nach der Servokontrolle geht es dann weiter an die Boxen. Aber hier hat man auch die mickrigen Polklemmen vorgesehen. Innen sind die beiden "+" Pole (Eingang - Ausgang je Kanal) direkt mit einander verbunden. Der Anblick des dabei verwendeten "fiseligen Drahtes" von "gigantischen" 0,5mm² hat mich nun mehr als nur befremdet! Was soll das? Das ist für mich absolut nicht verständlich.

Rein technisch und elektrisch gesehen mag das ja noch ok sein. Aber hier geht es doch um eine absolut HIGHENDIGE Boxenanlage! Die "-" Pole sind über die oben besagten zwei parallelen 0,2 Ohm/5Watt Widerstände verbunden.

Warum werden hier überhaupt Widerstände in die Leistungsstrecke eingeschleift? Das ist recht einfach erklärt. Wenn über diese Widerstände ein Strom fließt, fällt über eben diesen eine dem Strom proportionale elektrische Spannung ab. Diese Spannung wird von der internen Elektronik ausgewertet und über einen Servoverstärker kontrolliert weiterverarbeitet.

Bei der hier vorliegenden aktiven Weiche regelt bzw. kontrolliert der angesprochene Servoverstärker den Ausgang zu den Bassverstärkern. Das geschieht übrigens im passenden Verhältnis zu den Mittel-Hochton Verstärkern.

Bei all den Widrigkeiten musste etwas getan werden, weil der bisherige Zustand absolut nicht meinen Vorstellungen von HighEnd entspricht! Hier, bei den "Verfehlungen von Infinity" ist ein drastischer Handlungsbedarf angesagt, der dem HighEnd Gedanken auch Rechnung trägt!

Angefangen habe ich bei der aktiven Weiche. Hier wurden zunächst einmal die lächerlichen Widerstände (links im Bild) raus genommen und in der ersten Ausbaustufe gegen solche von sehr viel höherer Qualität und Belastbarkeit ersetzt! Es sind nun je Kanal 3 Lastwiderstände von 0,033 Ohm/25Watt und 1% Genauigkeit eingesetzt worden. Schnelle Rechner haben sicher schon erkannt, das ich hier nicht mehr die originalen Werte von 2 x 0,2 Ohm/5 Watt parallel = 0,1 Ohm/10Watt vorliegen habe. Richtig! Aber die neuen 0,033 Öhmer sind nun in Reihe geschaltet und ergeben zusammen nun 0,099 Ohm. Da höre ich schon die berechtigte Mecker: das sind aber immer noch nicht die ursprünglichen 0,1 Ohm! Ja, stimmt auch, aber nicht vergessen, dass hier drei Widerstände in Reihe geschaltet sind. An jedem Übergangspunkt vom 1. -> 2. und 2. -> 3. sind die Übergangswiderstände der Verbindungsstellen noch zu der Gesamtzahl hinzu zu addieren. Dann haben wir nämlich die geforderten 0,1 Ohm. Durch die Reihenschaltung der 3 x 25 Wätter erhöht sich so ganz nebenbei auch die Gesamtleistung auf immerhin schon satte 75 Watt. Das Ganze übrigens auch noch bei 1% Präzision.

Zwischenzeitlich habe ich eine weitere Ausbaustufe folgen lassen. Die neue Anordnung mit anderen Werten hat nun einen etwas kleineren Innenwiderstand, als die vorherige Ausbaustufe. Es sind jetzt nur noch 0,0975 Ohm. Außerdem steht jetzt bei diesen Widerständen eine Gesamtleistung von immerhin 100 Watt zur Verfügung. Auch diese Widerstände sind von bester Qualität und natürlich mit hoher 1%iger Präzision. Durch die Ringförmige Verdrahtung mit Reinsilberdraht wurde auch noch ganz nebenbei eine Verdoppelung des Leitungsquerschnitts zu den Lastwiderständen erreicht, was wiederum einer Verbesserung des Dämpfungsfaktors zugute kommt. Auch die bisherige verbesserte Drahtbrücke in der ersten Ausbaustufe ist einer robusten Direktverbindung zwischen den ebenfalls neuen Polklemmen in der zweiten Ausbaustufe gewichen um den Innenwiderstand weiter zu reduzieren.

Abschließend kann ich zu dieser kleinen und für manche Leute unscheinbaren, aber trotzdem arbeitsaufwendigen Refreshingmaßnahme sagen, dass es sich absolut gelohnt hat. Diese Refreshingmaßnahme hat nach ersten Hörtests im Bass noch einmal an Wucht zugenommen, so dass ich diese ab sofort immer einbauen werde, wenn jemand das auch bei seinen RS1 oder RS1B wünscht.

Da nun die neuen Widerstände erheblich mehr Leistung vertragen als die Originalen, entsteht auch nicht mehr eine so große Wärme, was wiederum der Temperaturstabilität entgegen kommt. Diese Widerstände sind netterweise auch noch mit einem Kühlkörper aus Aluminium ausgestattet, der die entstehende Wärme an das Gehäuse weitergibt, wo eine weitere Kühlung erfolgt. Auch die Anschlüsse der Lastwiderstände sind der Belastung von je 25 Watt entsprechend viel dicker ausgefallen, als die alten "Fisseldrähte" der 5-Wätter. Die Lastwiderstände hatte ich in der ersten Ausbaustufe mit etwas Heißkleber am Boden fixiert, damit sie nicht im Rhytmus der Bässe mitschwingen können, wenn es denn überhaupt mal dazu käme. In der zweiten Ausbaustufe sind sie nun mit dem Bodenblech fest verschraubt.

Die originalen Eingangs- und Ausgangs-Polklemmen (Bild links) habe ich in der ersten Ausbaustufe gegen gute vergoldete 10mm² Polklemmen (Bild rechts) getauscht. Und weil ich sowieso schon gezwungen war, die weiter oben beschriebenen mickrigen "Fisseldrähte" vom 0,5mm² zu entfernen, habe ich auch diese gleich mal gegen massive Feinsilberdrähte von 1,5mm² in 3 Lagen ausgetauscht. Zusammen mit der Verlötung, übrigens mit sehr hohem Silberanteil im Zinn, komme ich so auf ca. 5mm² Querschnitt, was hier wohl ganz erheblich besser kommt als die originalen 0,5mm².

In der zweiten Ausbaustufe sind noch einmal verbesserte Polklemmen zum Einsatz gekommen, der Querschnitt für 10 mm² Kabel hat sich zwar nicht mehr erhöht, jedoch ist hier das Handling komfortabler und es stehen nun auch zusätzlich Bananenbuchsen zur Verfügung. Außerdem bieten die neuen Polklemmen deutlich bessere Anschlussmöglichkeiten an. So ist nun auch die schon oben beschriebene innere "Direktverbindung" zwischen den Polklemmen möglich und die Drahtbrücken können somit ersatzlos entfallen. Weniger ist auch hier "mehr".

Diese ganzen "Verstärkungen" der Anschlussklemmen, Widerstände und Leitungen bringen auch für den gesamten Dämpfungsfaktor der Anlage deutliche Vorteile mit sich.

Dies war die Beschreibung über den Umbau der aktiven Frequenzweiche / Servo meiner eigenen RS1B. Was hat diese Aktion denn klanglich gebracht? Nun, der Bass kommt tatsächlich seit dem merklich druckvoller, straffer und noch konturierter rüber. Er kommt so erheblich trockener und ist obendrein vom Bassverstärker auch noch wesentlich besser zu kontrollieren. Auch bei längeren "Hochleistungssitzungen" werden die Lastwiderstände im Servo nicht ein mal nennenswert warm, so dass auch hier keine klanglich beeinflussenden Eigenschaften mehr ihr Unwesen treiben können.

Gegenüber den Originalbedingungen kann abschließend gesagt werden, das die beschriebene Refreshingmaßnahme insgesamt einen deutlich verbesserten Dämpfungsfaktor und in der Folge eine hörbar verbesserte Basswiedergabe erreicht wurde, die ihresgleichen sucht, diese aber wohl kaum bis gar nicht finden wird. Es ist eine Bereicherung der gesamten RS-1B Anlage, die sich ganz sicher und ohne Umschweife lohnt. Ich kann sie nur jedem RS1A + B Besitzer wärmstens empfehlen.

Bei welchen Infinity Servos kann diese Aktion durchgeführt werden?

Bei allen RS1(A), RS1B und allen Zwischen- oder Übergangsmodellen.