Restauration für Infinity Boxen

Wie Phönix aus der Asche... die Kappa 8

So, oder so ähnlich könnte man die Geschichte beginnen. Bei diesen Boxen bekam ich wirklich eine große Herausforderung, die ich auch angenommen habe. Diese Arbeit kam zustande, weil der Vorbesitzer von seinen "Tuningfähigkeiten" anfangs wohl noch überzeugt war. Später hat er sich das wohl anders überlegt oder vor der Aktion kapituliert. So hat er sich dann vermutlich entschlossen, dieses "Missgeschick" ganz schnell zu veräußern. Der neue Besitzer hatte aber selbst von der Materie keine Ahnung und konnte sich folglich auch nicht gegen die seltsame Arbeit wehren und musste so glauben, was ihm da verklickert wurde. Irgendwie kamen ihm die nun bereits gekauften Boxen aber doch sehr merkwürdig vor und er suchte nach fachlichem Rat. So ist er bei mir fündig geworden. Nach einem informativen Anruf haben wir einen Termin für eine erste Sichtung des Chaos gemacht. Und hier nun die ganze Geschichte.

Die Boxen kamen so zu mir und mir bot sich ein Bild des kalten Grauens. Da war die Weiche von innen nach außen verlagert worden, eine MDF Platte auf die Rückwand montiert und die Verkabelung mit großen Lüsterklemmen verlängert worden, weil sie im Original jetzt nicht mehr reichte. Die nun außen liegenden wild und wackelig und bei beiden Boxen verschieden verlegten Kabel geben schon ein Bild davon ab, wie fähig und "gründlich" der Ersteller dieser ersten "Verunstaltung" ans Werk gegangen ist. Von Liebe zum Detail ist hier leider nichts zu erkennen. Ich würde mich für so eine Arbeit schämen, oder besser noch ich hätte so etwas gar nicht erst abgegeben!

Hier mal eine "Galerie des Grauens" für die, die es vertragen können ;o) :

Obendrein wurde der hintere Emit gegen einen Kalottenhochtöner getauscht, weil der angeblich besser und "räumlicher" klingt (ich glaube eher, dass der Emit geschossen und das Ersatzteil zu teuer war und so ein billiger Ersatz eingebaut wurde). Warum sollte ein fremder Kalottenhochtöner besser sein, als der originale Bändchenhochton Emit von Infinity? Im Umkehrschluss würde das ja wohl bedeuten, dass die Infinity Entwickler nicht in der Lage sind, einen ordentlichen Job zu machen! WIRKLICH??? Hmmmm......... Das sehe ich aber entschieden anders!

Da hat jemand ganze Arbeit geleistet, was die Unfähigkeiten angeht. Sorry, wenn ich so offen bin, aber so ist es nun mal. Nun hatte ich den Auftrag, die ursprüngliche Kappa 8 wieder so herzustellen, wie es sich aus optischer und technischer Sicht gehört.

So musste erst mal die doch etwas eigenwillig extern angebrachte Weiche demontiert werden und konnte von mir gleich einer ordentlichen Refreshingaktion unterzogen werden, wenn ich sowieso schon alles zerlegen musste. Auch alle Chassis mussten schon wegen der Schleifarbeiten und der Neuverkabelung komplett ausgebaut werden. Wer will schon die Verantwortung übernehmen, wenn während der Arbeiten eines der Chassis zerstört würde. Alle Kabel mussten nun aus den Bohrungen an der Rückwand wieder nach innen gezogen werden. Besonders im oberen Bereich für den hintern Hochtöner war das eine Quälerei, weil der Bereich nur durch die Öffnung des Fronthochtöners erreichbar war.

An der Rückwand musste nun die MDF Platte entfernt werden. Dies musste aber so gemacht werden, dass dabei die originale Rückwand nicht zerstört wird. Das war alles andere, als leicht zu bewerkstelligen. Da die zusätzliche Platte sehr fest mit dem Untergrund verklebt war, konnten so manche Ausrisse aus der Rückwand nicht vermieden werden. Diese mussten dann erst mal wieder verfüllt und in der Fläche angeglichen werden. Das hat naturgemäß noch mal extra Zeit gekostet, war aber leider nicht zu umgehen.

Dann kam der ominöse Onkyo Hochtöner an die Reihe. Klar, dass der sofort die Bühne verlassen musste. Dumm war dabei nur, dass die Einbauöffnung für den Onkyo vergrößert wurde und nun der originale Emit beinahe durch das Loch fallen konnte (siehe auch Bild rechts). Das Loch war nun also zu groß und musste wieder verkleinert werden. Das ist aber leichter gesagt, als getan. Holz, das im Weg ist, rausnehmen ist noch einfach. Wenn aber das Holz schon weg ist und nun wieder her soll, dann geht das längst nicht mehr so einfach.

Was aber tun? Hier musste für eine Verkleinerung der Öffnung erstmal das Loch noch weiter vergrößert werden. In dieses größere Loch wurde nun eine neue Platte eingepasst, die zum Einen das alte Loch vollständig verschließt und zum Anderen den notwendigen Platz für die neue, aber jetzt kleinere Öffnung anbot. Dazu wurde die Rückwand zum Teil eingefräst, um die neue Platte auf zu nehmen. Die neue Platte hatte eine spiegelverkehrte Form und passte nun genau und schlüssig in die vorbereitete Fräsung (Bild links und rechts zeigt die Platte vor der Befestigung).

Nachdem dem die neue Platte genau eingepasst war, musste sie noch befestigt und abgedichtet werden. Der Befestigungskleber war dabei zugleich die Dichtung. Dann wurden noch die restlichen Unebenheiten angeschliffen, damit für die spätere, abschließende Oberfläche eine ebene und glatte Untergrundfläche bereit stand. Dann wurde die gesamte Fläche noch einmal plan geschliffen und die von den ehemaligen Kabeldurchführungsbohrungen übrig gebliebenen Löcher verschlossen.

Zum guten Schluss der Restaurierungsarbeit wurde die gesamte Rückwand mit einem edel erscheinenden Filz bespannt. Bei der Vorgabe der Rückwand hätte man das auch lackieren können, jedoch wäre dann ein erheblich größerer Schleif- und Zeitaufwand fällig gewesen, der den Rahmen der Gesamtarbeiten doch etwas gesprengt hätte. So wurde hier die Befilzung vorgezogen, zumal diese auch deutlich besser aussieht, als jede Lackierung. Die Bilder links (vor der Befilzung) und rechts (nach der Befilzung) zeigen, wie das dann aussieht. Und das ist doch schon eine ganz andere Hausnummer, als vorher.

Nun konnte auch der Rest der Arbeiten fertig gestellt werden. Die Weiche konnte nun nach der inzwischen erfolgten Refreshingaktion endlich an ihren vorgesehenen und vor allem innen liegenden Platz gebracht werden. Der hintere Emit konnte nun als korrekter Ersatz für den Onkyo eingebaut werden und machte sich optisch in der Filzumgebung ausgezeichnet. Jetzt begann die Kappa 8 endlich wieder die Formen anzunehmen, die sie eigentlich immer schon haben sollte. Was für ein Unterschied zu vorher.

Hier ein paar Worte zum Weichen Refreshing der neuen Generation. Bei dieser Weiche habe ich auch zum ersten mal das weiter entwickelte BCS 2 zum Einsatz gebracht. Dabei wurden nun auch gleich alle im Bassbereich vorkommenden Bauelemente, selbst der Extendschalter und die dazu gehörenden Bauteile, komplett neu und mit einer stärkeren Leitung verkabelt. Das gibt noch mal einen kleinen Extrakick für die Bässe. Natürlich wurden auch im Rest der Weiche einige Neuerungen eingebaut, die der Klangverbesserung dienen.

So wurden in allen Bereichen der jeweiligen Wege die Widerstände, die der Systemanpassung dienen, durch klanglich deutlich bessere Bauteile ersetzt. Selbst das kann man am Ende sogar noch hören, auch wenn dies nicht jeder glaubt. Aber damit noch nicht genug. Die einzelnen Wege der Weiche wurden an die jeweiligen Anforderungen angepasst und mit neu zusammen gestellten Bauteilegruppen bestückt. Auch dadurch wurden klangliche Verbesserungen erreicht. Das sind dann nicht mehr nur Nuancen!

Das frühere Anschlussfeld (links im Bild) war ja in der bis dahin betriebenen Form an sich schon eine Katastrophe. Nicht nur, dass sie ungeschützt außen montiert war. Dort konnten auch durch Kinder oder Haustiere unbeabsichtigte Schäden verursacht werden, deren Folgen so gar nicht abzuschätzen waren. Wer so etwas baut, ist ganz einfach unverantwortlich gegenüber den wehrlosen und nichts ahnenden Kindern oder Tieren. Das neue Anschlussfeld ist nun wieder dort, wo es auch hin gehört (Bild rechts). Natürlich auch hier, wie bei mir üblich mit großen vergoldeten Polklemmen, die sowohl Bananenstecker als auch lose Kabel bis zu 10 mm² aufnehmen können.

Jetzt ist die Kappa 8 wieder das, was sie auch sein sollte, nur noch ein wenig mehr. Das Ergebnis der Arbeiten kann sich jetzt nicht nur sehen, sondern auch hören lassen. Die Kappa 8 hatte ja sowieso schon einen etwas zwiespältigen Ruf. Die Einen sagten, es sei eine "verkappte" Kappa 9, die Anderen sagten ihr ein viel homogeneres und runderes Klangbild nach, als die "aufgedunsene" Kappa 9. Wie auch immer die Meinungen über die herkömmliche Kappa 8 sein mögen.

Ich kann jetzt und heute aus meiner Sicht sagen, dass die Kappa 8 ein absoluter Klasse Lautsprecher ist, der sich vor fast nichts verstecken muss. Diese Kappas haben nun ein herrlich rundes Klangbild mit vollen, aber nicht aufdringlichen Bässen. Das Ganze auch noch ohne den Extend Schalter überhaupt eingeschaltet zu haben. Mit dem Extendmodus geht es noch mal ein gutes Stück heftiger runter, so wie es auch schon bei den normalen Kappas der Fall ist, nur mit noch mehr Wirkung.

Fazit dieser Restaurierung und Refreshingaktion ist eine perfekte Kappa 8 vom alten Schlage, jedoch mit klanglichen Ergebnissen, die einen einfach umhauen. Kellertiefe und sehr konturierte Bässe, exakt arbeitende Polygraphen, die auch ein gewichtiges Wörtchen beim gesamten Klangbild mit entscheiden. Da können Fehler nicht erlaubt werden, weil diese gnadenlos aufgedeckt werden. Der Polydome kann mit der neuen Weiche auch endlich das zeigen, was er wirklich kann. Viele Leute hängen dem Polydome ein aufdringliches "Schreien" an, was ich so nicht bestätigen kann. Er spielt vielmehr einfühlsam und säuberlich seine ihm zugewiesenen Frequenzen, OHNE dabei zu "schreien". Wenn es drauf ankommt, kann er sich aber auch mal kräftig ins Zeug legen. Der Emit an der Front spielt nun mit einer lockeren Leichtigkeit und Schnelligkeit, das einem schon fast ein wohliger Schauer den Rücken runter läuft. Keine Spur mehr von Müdigkeit. Er ist spritzig, präzise und kristallklar.

Abschließend möchte ich nun sagen, dass mir auch dieses mal eine Kappa 8 hervorragend gelungen ist. Da diese und übrigens auch einige andere Arbeiten bei Anderen Modellen ungewöhnlich hohen Arbeits- und Zeitaufwand erforderten, habe ich mir dazu Hilfe von außen geholt. In manchen Situationen ist man schon auf zusätzliche Hilfe angewiesen, was absolut keine Schande ist. Für die Fälle, in denen ich auf helfende Hände angewiesen war, möchte ich mich hier noch mal ausdrücklich bedanken.

Der Besitzer dieser Kappa 8 ist nun im nach hinein sehr froh, dass er seinen anfänglichen "Trümmerhaufen" zu einem sehr ansehnlichen und wohlklingenden Lautsprecher hat umbauen lassen. Es hat naturgemäß etwas länger gedauert, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Diese Boxen haben es wirklich verdient, noch lange zu leben. Mit dieser Refreshingaktion hat der Besitzer alles dafür getan.