Refreshing und Restauration für Infinity Boxen

Neuaufbau am Beispiel einer InfiniTesimal 0.1

Diese InfiniTesimal hatte die besten Tage bereits hinter sich. Sie muss lange Zeit in schmutziger und feuchter Umgebung gelagert worden sein. Sie hat an den Außenflächen etliche Kratzer und Kerben. Einige Schrauben hatten nicht nur etwas Flugrost, sondern schon deutliche Rostspuren. Die obere und untere Holzplatte fehlt bei beiden Boxen komplett. Die Frontgitter waren teilweise verzogen bzw. eingedellt und zeigten ebenfalls Rostflächen.

All diese Zeichen deuteten darauf hin, dass die InfiniTesimals einen Sturz aus großer Höhe über sich ergehen lassen mussten. Für mich hat dies nur eines bedeutet. Die kompletten Gehäuse mussten neu aufgearbeitet werden und die Weiche entkernt und neu aufbaut werden, damit hier wieder eine gewisse Highendige Ordnung herrscht. Diese Boxen hatten das verdient. Aber mal der Reihe nach.

Der erste Schritt war eine gründliche Reinigung der gesamten Boxen. Weil die InfiniTesimals von Innen und Außen ziemlich versaut waren, stand eine Grundreinigung an. So waren alle Schrauben der Frontplatte und auch die der Chassismontage nicht nur mit leichtem Flugrost belegt, sondern sie waren wirklich stark verrostet. Auch die Schrauben der Magnetplatte an den Emits blieben davon nicht verschont. Da aber selbst die Folien der Emits einer gründlichen Reinigung bedurften, mussten die sowieso auseinander genommen werden. Damit konnten alle Schrauben auch ordentlich entrostet werden, was dem Erscheinungsbild der gesamten Boxen doch gut getan hat.

Das Innenleben hat nur bestätigt, was außen schon sichtbar bzw. hörbar war. Da war bei leichtem Schütteln beider Boxen ein Klappern aus dem Inneren zu hören. Nach dem Öffnen der Front musste ich zumindest innen sehr vorsichtig zu Werke gehen, weil ja bis dahin nicht klar war, was da im Inneren so schön klapperte. Der Grund wurde schnell klar. Die Trafokernspulen der Weichen waren teilweise schon aus der Verschraubung heraus gerissen. An einem Kondensator war sogar der Anschlussdraht abgebrochen, so dass dieser nicht mehr in Betrieb war.

Dann folgte eine genaue Prüfung aller Chassis und der Weiche. Wie bei mir schon üblich, wird zuerst mal die Bestückung mit dem mir vorliegenden Plan verglichen. Ist alles aufgenommen, geht es an die Entkernung der Weiche. Da die Bauteile schon 30 Jahre auf dem Buckel hatten konnten diese natürlich nicht mehr bleiben und mussten neuen Teilen nach heutigem Standard weichen. Alle alten und dem Verschleiß unterlegenen Bauteile werden entfernt (die defekten Teile, wie der abgebrochene Kondensator sowieso) und durch geeignete Bauteilzusammenstellungen ersetzt.

Das klingt zunächst mal kompliziert und das ist es am Ende auch (wenn man von der Materie nicht die notwendige Kenntnis hat). Da ich aber gerade damit schon eine Menge an Erfahrungen gemacht habe, stellt sich für mich nicht dieses Problem. Dieses Wissen wurde selbstverständlich auch bei der InfiniTesimal angewendet. Das Ganze bekam damit auch einen Refreshing Charakter, was bei diesen Boxen durchaus auch sinnvoll war.

Die neu bestückte Platine ist nun deutlich mehr gefüllt. Die neuen Bauteile sind aufgrund der aufwendigeren Herstellungstechnik auch um einiges größer, als die ursprünglichen. Dazu kommen noch die von mir ausgeführten Mehrfachbestückungen anstelle nur eines passenden Bauteils. Dadurch gibt es aber naturgemäß auch ziemliche Platzprobleme. Aber diese habe ich durch geschickte Anordnungen der Bauteile erfolgreich umgangen. Dennoch wird es auf der Platine schon sehr eng, was besonders auf dem Bild links zu sehen ist.

Da es bei der InfiniTesimal offenbar verschiedene Version des Anschlussfeldes gibt, habe ich hier ein passendes Bild dieser Version gezeigt (Bild links). Diese zwar sehr flachen Anschlüsse mögen ihre Platzmäßigen Vorteile haben, aber in der Praxis sind sie unter normalen Alltagsbedingungen so nur sehr unzureichend anwendbar. So habe ich mich entschlossen, diese "Flachklemmen" durch herkömmliche kräftige und vergoldete Polklemmen zu ersetzen. Diese sind im rechten Bild zu sehen.

Die fehlenden Holzabdeckungen oben und unten mussten komplett neu angefertigt werden. Da ich hierfür keine Originalmaße zur Verfügung hatte, konnte ich nur aufgrund von alten Bildern deren Abmessungen ableiten. Die neu angefertigten Holzplatten bestehen aus massiven Brettern, die passend geschnitten und deren Kanten rundum mit einem kleinen Radius gefräst wurden. Danach wurden sie noch mit einem Holzpflegemittel behandelt, um einen dauerhaften Schutz und auch eine noch schönere Optik zu bekommen.

Das klangliche Ergebnis dieser Restauration und Refreshingaktion, ist, wie bereits üblich bei mir, von der allerfeinsten Sorte. Die Klangberichte gleichen sich ja immer wieder, aber in diesem Fall ist es wohl doch etwas Besonderes. Weil die im Verhältnis doch ziemlich kleinen Boxen keinen "großen" Klang erwarten lassen, war es hier besonders spannend, wie sich die "Kleinen" wohl in Szene setzen würden. Vom Emit sind wir ja schon Gutes gewöhnt, so dass da nichts spektakuläres zu erwarten war. Und so war es dann auch: brilliante und kristallklare Höhen, die mit einer unglaublichen Präzision und auch einer erstaunlichen Räumlichkeit spielen.

Interessant aber wurde es nun im Bass. Der kam schon recht voluminös daher, schließlich sind es nicht "irgendwelche" kleinen 12 cm Bässe, sondern kleine DualCoil Watkins. Die Watkins hatten ja schon immer einen sehr guten Ruf, der sich aber auch in dieser Miniversion bestätigt. Gemessen an der doch geringen Größe der 12 cm Bässe konnten sich die "Kleinen" doch relativ machtvoll ins rechte Licht rücken. Sie spielen mit einem herrlich druckvollen und sehr angenehm runden Klangbild, dass nicht einmal kraftvolle Bässe vermissen lässt. Subbässe kann man bei den InfiniTesimals schon aus physikalischer Sicht nicht erwarten, aber dafür sind sie ja auch nicht gebaut worden.

Fazit der gesamten Aktion: Nach der Instandsetzung präsentierten sich ein Paar InfiniTesimals der allerfeinsten Art, die sowohl klanglich, als auch optisch voll überzeugen konnten. Der Spaßfaktor war hier sehr hoch angesetzt und hat mich in seinen Bann gezogen. Diese InfiniTesimals sind eine echte Empfehlung für alle, die nur wenig Platz für die Aufstellung haben aber auf "großen" Klang nicht verzichten möchten.